Als wir vom Parkplatz den Schildern folgen, bin ich fast etwas enttäuscht. Es ist jetzt nicht so viel zu sehen, schon gar keine komplette Klosteranlage. Aber man spürt sofort Größe, Raum, die Idee, was hier mal war. Und obwohl die kalte Winterluft der ersten Februartage nach heißer Schokolade verlangt, möchte man einfach dieses Gelände, den Raum erobern.
Kloster Lorsch war reich und riesig und im 8. Jahrhundert vermögender als das bekannte St. Gallen. Wissenschaftliche Arbeit und Kopien wichtiger Texte der Heilkunde durch die Mönche ließen das “Lorscher Arzneibuch” entstehen, das zum Weltkulturerbe gehört. Von der einst gigantischen Klosteranlage steht heute nur noch die Königshalle, deren Funktion nicht wirklich geklärt ist. Diese Königshalle thront wunderschön präsentiert, als würde sie sich tiefenentspannt gegen die Zeit stellen und lässt Raum, der es leicht macht, sich eine Klosteranlage vorzustellen.
Und sonst? Es gibt zahlreiche Angebote auf dem großen, grünen Gelände, z.B. die Zehntscheune, das Dorf und Freilichtlabor Lauresham mit einer Führung, die das Leben der Leibeigenen zu Zeiten Karls des Großen zeigt oder Kräuterführung mit Workshop. Es gibt viele spannende Führungen, z.B. zum Thema Tabak oder zum Thema Frauen im Umfeld des Klosters.
Die Internetseite des Museums informiert gut über die Barrierefreiheit. Was ich ergänzen würde: Unterschätzt die Wege nicht! Wer gesundheitlich eingeschränkt ist, möge sich unbedingt mit den Entfernungen befassen und bedenken, dass es dabei hügelig ist und nicht alle Wege leicht mit Rolli befahrbar oder einfach zu Fuß zu bewältigen sind. In die Königshalle gelangt man nur über eine Treppe. Das große Gelände lädt generell Hundehalter ein. je nach Wetterlage begegnet man vielen Hunden im Außenbereich. Assistenzhunde sind zu den Führungen überall erlaubt, aber bitte bei der Buchung angeben. Ich fand etwas schwierig, dass die Führungen fast immer mit 90 min veranschlagt sind. Rechnet man dazu, dass man zum Ort der Führung auf dem weitläufigen Gelände noch gelangen muss, ist die maximale Konzentrationszeit des Assistenzhundes schnell erreicht. Wenn ich eine Führung buchen würde, würde ich mich informieren, ob man evt. vorher gehen könnte.
Wir haben uns für das Museum entschieden. Mit Rolli und Assistenzhund war das gar kein Problem. Die netten Frauen im Kassenbereich wussten noch nichts über Assistenzhunde, waren aber schnell aufgeklärt und inzwischen findet man auf der Seite des Museums eine klare Aussage zu Assistenzhunden Es gibt eine Abteilung zur Klostergeschichte, eine zum Lorscher Tabakmuseum und im Obergeschoss wechseln die Ausstellungen. Wir gruselten und staunten uns durch die Medizingeschichte. Das nächste Mal würden wir eine der spannenden Führungen buchen und man weiß….man kann auf dem Gelände sogar übernachten.
Einen spannenden Bericht einer anderen Assistenzhundehalterin wollen wir Euch nicht vorenthalten. Vielen Dank, Gabi!
Ich war im August 2024 im „Freilichtlabor Lauresham“ des Unesco-Welterbe Areals Kloster Lorsch.
Ich habe mit meinem Mobilitäts-Assistenzhung “Nurmi” an einer 90-minütigen Führung mit dem Thema “Frauen im Umfeld des Klosters Lorsch” teilgenommen.
Ich habe im Vorfeld per e-Mail die Mitnahme meines Assistenzhundes abgeklärt und am Eingang/Kasse hat man mich sofort erkannt und durchgewunken. Einen Nachweis mußte ich nicht vorlegen, den runden Silikon-Patch hat mein Hund immer sichtbar am Geschirr. Alle Mitarbeiter des Freilichtmuseums waren sehr freundlich und hilfsbereit. Sie hatten keine weiteren Fragen bezüglich des Hundes an mich.
Die Führung begann nach dem Kassenbereich mit dem Durchqueren einer Ausstellung, die sich im Haus befindet, dann ging es auf das Außengelände.
Inhaltlich war die Führung großartig, allerdings kann sie bei einer Einschränkung der Mobilität (Gehen) zu einer Herausforderung werden, denn der Weg im Außengelände des Freilichtmuseum ist naturbelassen, zum Teil geschottert, zum Teil sehr schmal (Fußpfad) und mit Grasbüscheln bewachsen. Bei den Hauseingängen zum Herrenhaus, und zur Kirche ist eine Steinstufe zu überwinden, zum Arbeitshaus für die Textilherstellung sind es mehrere lehmgestampfte sehr hohe Stufen.
Für die Führung dürfen sich die Teilnehmer kostenlos Hocker ausleihen, die sie dann während dieser 90Minuten mit sich herumtragen -und wenn der Gästeführer stehenbleibt und spricht- zum Sitzen benutzen können. An diesem sehr heißen Tag im August, an dem ich dort war, haben alle Teilnehmer einen Hocker mitgenommen, und eine Praktikantin des Museums hat einen Hocker für mich transportiert.
Was die Besichtigung des Freilichtlabors im Kloster Lorsch für uns Assistenzhund-Teams so attraktiv macht, ist -wie für alle Hundebesitzer- der Aufenthalt im Freien und hier insbesondere das Entgegenkommen der Mitarbeiter uns gegenüber. Selbstverständlich habe ich strikt darauf geachtet, dass der Assistenzhund sich bei der Führung nicht gerade lösen mußte, weil der Weg stellenweise sehr schmal ist, einer in die Fußstapfen des anderen trat und der kleine Kräutergarten für solche Geschäfte auch tabu ist.
Was ich noch verbesserungswürdig finde, ist die Behindertentoilette nach dem Kassenbereich. Sie lässt sich von innen nicht abschließen. Ein Museumsmitarbeiter mußte sich davor postieren.
Ansonsten aber keine Beschwerden und nächstes Frühjahr werde ich sicher an eine der anderen Führungen teilnehmen.
Wir danken der Aktion Mensch!