Die Schuhleistenfabrik bei Alfeld ist Welterbestätte UND Produktionsstätte, ein lebendiges Denkmal also. Das ist an sich schon eine Besonderheit. Assistenzhündin Maschas besorgter Blick verrät schon ein wenig, dass auf Besucher mit Assistenzhund hier spezielle, denkmalbedingte Herausforderungen warten. Okay, es begann außerdem zu tröpfeln und Mascha hasst, wie viele badefreudige Labradore, Wasser von oben. Von der Gewitterluft wollen wir erst gar nicht reden.
Das Werk markierte einst eine Wende in der Industriearchitektur, ein äußerer Wandel, der auch eine neue, wertschätzendere Sicht auf den Arbeiter sichtbar machte. Bauhaus-Fans kommen hier absolut auf ihre Kosten. Walter Gropius selbst wurde 1911 vom Firmeninhaber Carl Benscheidt mit Planung und Bau der Schuhleistenfabrik beauftragt.
Licht, Luft, Glas, Leichtigkeit, Transparenz verdrängten die monumentale Industriearchitektur. Die scheinbar schwebenden Gebäudeecken aus Glas sind für unser Auge kein seltener Anblick mehr. Damals war das mutig und fremd. Aber wir wollen gar nicht so viel verraten. Einen Besuch ist diese Welterbestätte definitiv wert. Wir sind froh, dass wir dank “Aktion Mensch” dieses interessante Objekt für Mensch-Assistenzhund-Teams erschließen dürfen.
Das Thema Assistenzhund besprachen wir mit unserer charmanten Begleiterin Hanna Wirth. Wir erfuhren von den Schwierigkeiten des Bürohundeprojekts und spürten, dass das Thema “Hund” ein wenig belastet ist. Es war gut, dass wir in Ruhe erklären konnten, was Assistenzhunde sind und auch, dass es eine Gesetzesgrundlage für das Mitführen gibt.
Auf dem Gelände begegnete man uns überall sehr freundlich. Im Fagus-Werk wird noch produziert. In der Mittagspause trafen wir auf einige Mitarbeiter. Auch in der Cafeteria waren wir gern gesehene Gäste mit den Assistenzhunden.
Im Museum fuhren wir mit Frau Wirth in einem Originalaufzug nach oben, um in Augenschein zu nehmen, was sie bereits als Schwierigkeit ausgemacht hatte. Das Gebäude hatte Holzböden mit großen Spalten. Dies diente der Belüftung während des Trockenvorganges des Buchenholzes. Hundepfoten passen zum Teil komplett in die unregelmäßigen Spalten. Das interaktive Museum ist daher nur sehr eingeschränkt mit Assistenzhund zu empfehlen und nur für Sehende. Selbst ein normaler Rollstuhl muss getauscht werden in einen mit dicker Bereifung, der bereitgestellt wird. Wer also einen Aktivrollstuhl mit Antrieb fährt, hat zusätzlich eine Barriere. Der braucht eine schiebende Begleitperson. Eine Lösung für Assistenzhunde könnte ein kleiner Wagen sein, aber den zu manövrieren zwischen den Ausstellungsobjekten, sollte man dann auch mit Ruhe angehen.
Unsere Empfehlung: Holt Euch im Museum den Audioguide (Gehörlose mit Assistenzhund brauchen einen Dolmetscher). Der ist gut gemacht und führt über das Gelände und z.T. auch ins Gebäude. Familien könnten ins Museum gehen, wenn jemand mit dem Assistenzhund mittig auf dem Boden ohne große Spalten wartet. Für Kinder ist die Ausstellung wirklich super. Anzeige- und Warnhunde würden wir nicht ablegen. Sollte sich eine Notsituation anbahnen und der Assistenzhund kommt zur Anzeige, könnte er dabei in eine Spalte treten.
Auf dem Gelände haben wir noch eine Krallenkiller-Treppe gefunden. Vorsichtig laufen, dann kommt man sicher in die Ausstellungsräume.
Auf der Seite zur Barrierefreiheit des Weltkulturerbes fehlt noch der Satz zum Assitenzhund, aber wir sind guter Dinge, dass dieser bald nachgetragen wird.
Die Aktion „Assistenzhundfreundliche Kommune“ wurde ermöglicht durch Förderung der Aktion Mensch.
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