Die Wirkung von guten Strukturen
England ist in der Blindenführhund-Versorgung andere Wege gegangen als Deutschland. Hier werden Blindenführhunde zwar nicht von der Krankenkasse bezahlt. Betroffene werden aber vollumfänglich und ohne größere Wartezeiten von Guide Dogs UK unterstützt – die 2019 stolze 685 Blindenführhund-Teams ausbildeten.
Professionell organisiert und einem Qualitätsmanagement verpflichtet ist hier eine langfristige Unterstützung der Partnerschaften selbstverständlich inklusive – und die Zahl der Versorgten 5 mal höher als in Deutschland.
Zum Vergleich: In Deutschland werden laut aktueller Aussage des Gesundheitsministeriums zurzeit jährlich ca. 160 Blindenführhund-Teams ausgebildet, für eine Gesamtzahl von ca. 1.400 aktiven Blindenführhund-Teams.
Bei den 83 Millionen Einwohnern Deutschlands entsprechen 160 Teams gerade einmal 2 Teams pro Millionen Einwohner.
Bei ca. 67 Millionen Einwohnern entspricht die Versorgung von 685 Teams durch Guide Dogs UK 10 Teams pro Millionen Einwohner.
Geht man davon aus, dass sich der Anteil von Menschen mit Sehbehinderung mit entsprechender Eignung nicht grundlegend von der Situation in Deutschland unterscheidet, lässt sich so eine fünfmal höhere Versorgungsleistung ableiten.
Da finanzielle Mittel in beiden Versorgungsformen bereitstehen, sind zentrale Gründe sicher im Qualitätsmanagement und der langfristig ausgerichteten Ausbildung und Unterstützung der Teams zu suchen.
Bei allen anderen Assistenzhundarten (Mobilitätseinschränkungen, Hörbehinderung, Autismus, Epilepsie und ähnlichen Anfallserkrankungen, Allergien, Diabetes, posttraumatischem Belastungssyndrom (PTBS), verzögerter Entwicklung bei Kindern, etc.) dürfte das Verbesserungspotenzial noch deutlich größer sein. AusbilderInnen und Betroffene sind hier bislang auf sich allein gestellt und erhalten keine Förderung, wenn sie sich auf das "Abenteuer Assistenzhund" einlassen.