Als wir Oberkrämer suchten, führte uns das Navi durch stille Orte und viel Brandenburger Grün. “Warum macht sich so ein kleiner Ort auf den Weg assistenzhundfreundlich zu werden?”, fragte ich bewundernd, der monotonen Navistimme ins Wort fallend.
Die Antwort erwartete uns vor Ort. Herr Ostwald, der Behindertenbeauftragte der Gemeinde, fand es selbstverständlich, dass man dieses Thema angeht, auch wenn es in der Gemeinde keinen Assistenzhund gäbe. Das könne sich ja ändern und außerdem wird es Besucher und Touristen geben, die einen Assistenzhund haben, und dann muss das passiert sein. Eine schlagkräftige Logik, um die wir Oberkrämer sofort beneideten. Wir nannten es den kurzen Draht der Vernunft. Inhaltlich überzeugt sprach Herr Ostwald mit dem Bürgermeister und dem Leiter des Ordnungsamtes. Man war sich einig, das Thema war damit durch.
Eine ganze Stunde nahmen sich Herr Ostwald und weitere Mitarbeiter der Gemeinde Zeit, mit zwei Journalisten und uns über das Thema zu sprechen. Die Fragen zeigten ein ganz ernstes Interesse und auch, dass schon nach pragmatischen Lösungen für mögliche Konfliktfelder gesucht wurde. Die Maisonne wärmte noch nicht sehr, aber diese Gesprächsrunde, die Corona-bedingt vor dem Rathaus stattfand, war für alle ein Erfolg.
Dass wir danach beim Bäcker des Ortes von Herrn Ostwald noch vieles über die Gemeinde erfuhren, machte den Tag rund. Die flachen Strukturen der Brandenburger Gemeinde hörten sich so wohltuend an, so nah am Menschen (und am Assistenzhund). Auf der Rückfahrt im Auto Richtung Berlin überkam uns direkt ein Gefühl von Euphorie. “Gute Politik ist möglich. Alles kann so einfach sein, wenn die Beteiligten ihr Bestes tun!”