Ein Märchenschloss im Norden und Landtagssitz
Vom See her zieht die zwickende Winterluft in die Kapuze, als wir über die Schlossbrücke zum Haupteingang des Schlosses gehen. Es ist ein märchenhafter Anblick und trotzdem träume ich mich nicht weg, denn hinter Gold und Türmchen verbirgt sich demokratische Wirklichkeit, der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern. Da prallen Welten aufeinander. Trotzdem fühlt es sich richtig an. Irgendwie. Der ehemalige „Goldene Saal“ war ein Prachtsaal, ein Festsaal. Er war sehr zerstört. Heute ist es der moderne Plenarsaal: nüchtern, zurückgenommen, offen und das Herzstück der Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern.
Im Schweriner Schloss ist nicht nur der Landtag untergebracht, sondern auch das Schlossmuseum. Über 1000 Jahre Schlossgeschichte laden zum Entdecken ein. Als ich das erste Mal nachschaue, ob ich einen Vermerk über Assistenzhunde finde, schreckt mich ein Hinweis ab, dass Hunde im Gebäude nicht gestattet seien. Aber manchmal kommt es ganz anders, als man denkt. Das Schweriner Schloss ist letztes Jahr neu ins Weltkulturerbe aufgenommen worden. Ich bin neugierig, möchte unbedingt mit Mascha ins Schloss … aufklären über das Gesetz, ins Gespräch kommen und einfach mal zeigen, dass ein Assistenzhund wirklich nicht stört. Ich treffe an diesem Wintermorgen auf Menschen, die diesem Thema mit großer Ernsthaftigkeit und Wertschätzung begegnen. Auf Augenhöhe.
Frau Zinnow (Direktorin der staatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen in Mecklenburg-Vorpommern) und Frau Siegert (Kommunikation und Marketing) fragen nach, wollen es genau wissen und verstehen. Mehrfach erklärt Frau Zinnow der Presse und dem Fernsehen, dass es hier um nicht weniger ginge, als darum, ein Gesetz umzusetzen und Unsicherheiten auf beiden Seiten aus dem Weg zu räumen. Frau Zinnow bringt den Aufkleber „Assistenzhund willkommen“ im Kassenbereich an. Die Mitarbeiterin dort fragt noch mal genau nach, wie der offizielle Ausweis des deutschen Menschen-Assistenzhund-Teams aussieht. Wir besprechen die praktischen Fragen.
Nach den Interviews mit dem NDR nehmen sich alle die Zeit und zeigen uns das Museum, das Schloss … und jeder Mitarbeiter bekommt von Frau Zinnow noch einmal persönlich mitgeteilt, dass diese Hunde ins Schloss dürfen. Ich lasse mich ein wenig einfangen von den wunderschönen Räumen, vom Prunk, der Geschichte, dem Thron und freue mich gleichzeitig so sehr über die kleine Gruppe, die da durchs Schloss geht. Die gemeinsame Zeit, das Zuhören, das ist Wertschätzung für ein Thema, das sicher nicht viele Menschen betrifft, aber für diese Gruppe bedeutet es einfach so viel. Ich kenne diese Tage, die einen entmutigen, weil man Zutrittsrechte durchsetzen muss, sich wie eine Bittstellerin fühlt, wie ein Gast oder Besucher zweiter Klasse. Das macht was mit Menschen. Und das hat mich in den vergangenen Wochen auch belastet. Aber hier im Schweriner Schloss ist das weit weg. Diese kleine Gruppe schafft für diesen Ort ein neues Selbstverständnis. Danke
Tipps: Das Schweriner Schloss ist gut mit motorischen Beeinträchtigungen zu besuchen. Es gibt Fahrstühle und einen Treppenlift. Sitzmöglichkeiten sind nicht ausreichend vorhanden, aber man kann sich einen Klappstuhl ausleihen. Führungen und Audioguides stehen zur Verfügung. Es empfiehlt sich, eine Decke für den Assistenzhund dabei zu haben. Um das Schloss herum ist ein wunderschöner, wirklich riesengroßer Garten. Wir haben die Schlossbesichtigung und den Gartenbesuch auf zwei Tage aufgeteilt. Es besteht im Schlossgarten Leinenpflicht. Wer seinem Assistenzhund hier noch etwas Freilauf schenken möchte, benötigt also Geschirr und Schleppi. Wer direkt danach ins Schloss will, sollte ein kleines Handtuch dabeihaben, um, je nach Wetterlage, die Pfoten zu putzen.
Das Schweriner Schloss ist in den Sommermonaten sehr gut besucht, auch ein Wochenende ist vielleicht zu stressig. Seitdem das Schloss Weltkulturerbe ist, reißen die Besucherströme kaum ab. Meine Empfehlung daher: Nutzt den Winter für einen Besuch des Schlosses, auch wenn der unglaublich schöne Schlossgarten dann nicht so ganz seine Wirkung entfaltet. Es kann sich durch den See deutlich kälter anfühlen, als der Wetterbericht behauptet. Ich benötigte Mütze und Handschuhe. Mascha hätte ganz sicher nichts gegen eine Jacke gehabt.
Das Personal im ganzen Schloss war sehr freundlich und aufgeschlossen. Fragt einfach nach, wenn ihr Hilfe benötigt.