Dr. Hannah Reuter ist nicht nur Pfotenpilotens Referentin für Öffentlichkeitsarbeit: Sie ist auch Autorin. Ihre Kolumnen über den Alltag als blinde Mutter sind ursprünglich 2021 in der TAZ erschienen. “Blind mit Kind” ist kurzweilig zu lesen und mit viel großherzigem Augenzwinkern geschrieben. Es ist, gedruckt und in Hörversion, hier erhältlich.
Es ist auch ein Buch, das die Makel fehlender, wie verordneter Inklusion bloßlegt. Oft ist es das kleine Kind, das beiläufig die Vorurteile der Erwachsenen entwaffnet. Erst tut sie dies mit dem frühen sozialen Lächeln, welches die Dame vom Amt mitnichten der Lebensfreude und Geborgenheit des Säuglings zuschreiben kann, und somit lieber in ihrer defizitären Verbissenheit von dannen zieht. Ein anderes Mal sind es klebende Glitzerponies, die das Kind in einer frühen Kunstphase auf das Mobilar der Familie loslässt, dann Experimente mit Knete, die den Besuch irritieren. Ein anderes Mal klärt das Kleinkind beherzt, dass seine Mutter weder gegen Bäume renne, noch die Kita verfehle und dass man das Stibitzen von Keksen leider hören könne. Und während die mitleidige Nachbarin das ach so schwere Kinderschicksal mit zwei blinden Eltern beseufzt, springt das “arme Kind” gut gelaunt umher und erklärt typische Gadgets für Blinde, wie die sprechende, aufklappbare Armbanduhr.
Irgendwann vermischt sich Neugier mit Kurzweil und Bewunderung für die kreativen, pragmatischen Lösungen der Eltern, die ihr Kind mit großer Klarheit, Humor und Herzlichkeit ins Leben schicken. Es braucht Bücher wie diese, die ganz ohne ideologischen Überbau erzählen, wie es ist als Mutter, bzw. als Eltern, blind zu sein: welche Herausforderungen der Alltag stellt, wie Lösungen gelebt werden, wenn man Konventionen einfach überprüft und mutig neu bewertet. Das “Kind” Mila ist inzwischen eine aufgeweckte Erstklässlerin und hörte die Geschichten über sich in Frankfurt das erste Mal: aufmerksam, manchmal schmunzelnd und überaus stolz auf sich und ihre Mama und Assistenzhund Daika.
Hannah: Herzlichen Glückwunsch zu deinem Buch, zu deiner liebenswerten Familie und besonders zu deinem Humor!
Assistenzhund und Buchmesse
Als wir auf der Seite, die nicht gerade barrierearm ist, nur sehr schwer Informationen zu Zutrittsrechten finden konnten, wandten wir uns an den Kundenservice, klärten auf, baten um deutliche Hinweise. Am Ende war alles kein Problem. Daika und Mascha besuchten ganz selbstverständlich die Buchmesse. Hinweis: Wer körperlich etwas eingeschränkt ist, ist unter Umständen mit den langen Wegen überfordert. Die Laufbänder sind mit Assistenzhund wegen der Verletzungsgefahr tabu. Eventuell sollte man sich eine Mobilitätshilfe ausleihen.